CANNIBAL CORPSE tickets
Der Name Cannibal Corpse weckt viele Assoziationen, aber nur ein Wort trifft zu ihrer Beschreibung den Nagel auf den Kopf: unaufhaltsam. Die Death-Metal-Veteranen veröffentlichen nun ihr monströses 14. Studioalbum "Red Before Black".
Damit wiederkäuen sie keineswegs Altbekanntes, sondern legen die Messlatte einmal mehr höher an als zuvor und stellen eindeutig klar, wer die Standards setzt, wenn es darum geht, zwingende Musik zu machen, die gleichzeitig brutal und komplex ist. Zudem treibt sich die Band immer wieder zu neuen Extremen an, um sicherzugehen, dass ihre jeweils neusten Songs aus ihrem bisherigen Katalog hervorragen. “Wir versuchen immer, aggressives Zeug zu komponieren, und das traf zwar auch auf "A Skeletal Domain" von 2014 zu, doch dieses Album kehrte eine Raffinesse hervor, die das neue Album nicht hat. "Red Before Black" ist musikalisch genauso anspruchsvoll wie alles andere von uns, aber so roh wie seit langer Zeit nicht mehr”, findet Bassist Alex Webster. “Wir haben uns mit diesen Stücken ungeheure Mühe gegeben, damit sie unseren Vorstellungen noch genauer entsprachen, als es bei jenen früherer Alben der Fall war”, fügt Drummer Paul Mazurkiewicz hinzu. “Und wie Alex sagt, finde auch ich, dass es so roh klingt wie lange nicht. Gleichzeitig halte ich es aber für konzentrierter, unser tightestes und eingängigstes Werk überhaupt.”
Nach ungefähr 200 Shows für den titanischen Vorgänger "A Skeletal Domain" begann das Quintett – dazu gehören noch die Gitarristen Rob Barrett und Pat O’Brien sowie Sänger George “Corpsegrinder” Fisher – im Zuge der erfolgreichen Summer Slaughter Tour 2016 mit dem Songwriting. Wie üblich hatten sie vorab keine konkreten Pläne bezüglich der Ausrichtung des Materials, sondern ließen alles natürlich entstehen, während sie sich Ideen zuspielten. “Gegen Ende der Tournee zu "A Skeletal Domain" war die Rede von Riffs, die mehr Luft zum Atmen lassen, aber sonst gab es keine Ziele. Beim Komponieren dann stellte sich heraus, dass es stärker denn je aufs Feeling ankam”, erzählt Mazurkiewicz. “Dass die Scheibe so grob und geradlinig ausfallen würde, war nicht vorgesehen”, betont Webster. “Wir wollten einfach die bestmöglichen Songs schreiben, und das kam dabei heraus.” Die erwähnte Aggression, Rohheit und Eingängigkeit werden schon nach wenigen Tönen offenbar, “Only One Will Die” ist vielleicht der krasseste und unmittelbarste Opener des Jahres 2017. Daraufhin beginnt ein gnadenloses Sperrfeuer hochintensiver Musik auf sagenhaftem spielerischen Niveau, so wie man es seit Langem von der Band kennt. Ihre Vielfalt und Dynamik mindern diese Intensität zu keiner Sekunde. Das verheerende “Firestorm Vengeance” zeugt etwa von Typen, mit denen man sich ungern anlegen würde, was auch für das Titelstück und das äußerst kampflustige “Destroyed Without A Trace” gilt. Die finster dahinkriechenden Momente von “Code Of The Slashers” kontrastieren tollwütige Thrash-Passagen, während “Scavenger Consuming Death” als eine der heaviesten Kompositionen im schwergewichtigen Katalog der Gruppe und für das gesamte extreme Musikspektrum herausragt. Mit “Remaimed” von O’Brien, das wirklich markerschütternde Klänge zu Gehör bringt, die wirklich alles plattmachen, und dem unheimlichen Dröhnen von “Hideous Ichor”, fügen die Jungs ihrem Sound neue Nuancen hinzu. “Wir wollen uns immer irgendwie weiterentwicklen, ohne unsere Wurzeln zu leugnen”, erläutert Webster. “Das haben wir meiner Meinung nach mit Red Before Black geschafft; man bekommt neue Ideen zu hören, aber eben auch vertraute Elemente, die man von früheren Alben kennt. Wir sind als Band gewachsen und bleiben unserer Linie trotzdem treu ”.
Beim Aufnehmen von "Kill" (2006) und den beiden darauffolgenden Alben "Evisceration Plague" (2009) und "Torture" (2012) knüpfte die Gruppe enge Bande mit dem renommierten Produzenten Erik Rutan (Hate Eternal, Goatwhore), also entstand auch "Red Before Black" wieder mit seiner Hilfe. Da sich die Band bei ihm wohlfühlte und Zuversicht empfand, konstatiert Webster anstandslos: „Erik versteht Death Metal so gut wie niemand sonst, sowohl als Musiker als auch als Produzent.“ Außerdem liegen seine Mana Studios gleich um die Ecke bei Cannibal Corpse in Florida, was sich für eine der am rigorosesten auf der Welt tourenden Bands überhaupt als praktisch herausstellte. “Klar arbeiten wir ungeheuer gern mit Erik, und er hat bislang nur glänzende Leistungen für uns erbracht. Nach der letzten langen Tour und der harten Arbeit an den Songs war es schön, zu Hause aufnehmen zu können, was eine weitere Rolle für unsere Produzentenwahl spielte”, fährt Mazurkiewicz fort. “Mittlerweile müssen wir nicht alle ständig im Studio zugegen sein, doch wenn einer gebraucht wurde, war er relativ schnell zur Stelle.” Unter Rutans wachsamen Augen gingen die Sessions reibungslos vonstatten; was die Musiker ausbremste, war einzige ihre Detailverliebtheit, weil alles möglichst perfekt sein sollte. Das Artwork stammt wieder von Vince Locke und spiegelt die Inhalte der Musik trefflich wider. “Sein Stil ist sehr wichtig für die Band und ihr visuelles Image, schon seit unserem ersten Album. Für Red Before Black hat er wieder ein mordsgeiles Bild gemalt, diesmal aus der Perspektive eines Opfers, womit wir etwas Neues bieten.”
2017 war angesichts überragender Alben von der alten Death-Metal-Garde - darunter Suffocation, Obituary und Dying Fetus – ein Wahnsinnsjahr bisher, wenn es um dieses Genre und seine Pioniere ging, doch Red Before Black von Cannibal Corpse wird sich nahtlos einreihen. “Wir sind ein stolzer Teil dieser Szene, die aus großartigen, erfahrenen Bands besteht, die bei ihren Leisten bleiben”, betont Webster. “Death Metal ist eine etablierte Untergrund-Musikform mit langer Halbwertszeit, und ein Grund dafür besteht sicherlich darin, dass die führenden Bands in diesem Bereich bewiesen haben, wie treu sie ihrem Sound ergeben sind.” Die 30-jährige Geschichte von Cannibal Corpse legt aufs Deutlichste Zeugnis von ihrer Arbeitsmoral ab, ihrem innovativen Songwriting, ihrer Hingabe und Leidenschaft für extreme Musik. Dennoch können die Mitglieder ihren Erfolg kaum fassen, wie Webster bescheiden gesteht. “Wer hätte das gedacht? Als wir loslegten, waren nicht einmal Black Sabbath drei Jahrzehnte lang unterwegs. Eine lebenslange Karriere im Metal gab es damals schlicht noch gar nicht, geschweige denn im Death Metal, einer damals relativ neuen Richtung. Wir hatten wahnsinniges Glück und sind unseren Fans zutiefst dankbar, weil sie es erst möglich gemacht haben.” Typisch geerdet fährt die Band weiter fort, ohne dass ein Ende in Sicht wäre, denn Webster wünscht sich, dass die Band ihr bestes Album erst noch schreiben wird, während Mazurkiewicz ihre Ziele angibt: “Wir wollen einfach weitermachen und besserwerden … ach, und endlich für Slayer eröffnen!”